Jahreskonzert Orchesters Zwei Klang Rodgau

Sel­ten war ein Kon­zert­mot­to im Ver­lauf einer musi­ka­li­schen Ver­an­stal­tung so prä­sent und im Vor­der­grund wie am Sams­tag beim Jah­res-Heim­spiel von „Zwei Klang Rod­gau” in der voll besetz­ten TSV-Hal­le Duden­ho­fen.  Auf dem Pro­gramm der Spiel­ge­mein­schaft stan­den Stü­cke, die etwas mit pri­ckeln­den Geträn­ken zu tun hat­ten, die man übli­cher­wei­se in par­ty-lau­ni­ger Gesell­schaft genießt, Cock­tails, Long­drinks, Hoch­pro­zen­ti­ges und, klar, auch Nicht­al­ko­ho­li­sches.

Dabei kam dem Mann, der durchs Pro­gramm zu füh­ren hat­te, eine Schlüs­sel­rol­le zu. Für Chris­ti­an Massoth – her­vor­ra­gen­der Saxo­fo­nist – war das Mode­rie­ren über­dies eine Pre­mie­re. „Ich bin schon etwas auf­ge­regt”, bekann­te er unmit­tel­bar vor Kon­zert­start Pres­se­ver­tre­tern gegen­über: „Am Saxo­phon war ich schon lan­ge nicht mehr ner­vös wie jetzt.”

Zusätz­lich traf Massoth auf erschwer­te Bedin­gun­gen. Schließ­lich muss­te er bei jeder Anmo­de­ra­ti­on das Getränk zum jewei­li­gen Stück auf offe­ner Büh­ne ver­kos­ten. All das hat­te ihm Maes­tro Lukas Massoth ein­ge­brockt, der das Mot­to „Na dann, Prost!” vor­ge­ge­ben hat­te. Und wo eine aus­ge­wähl­te Kom­po­si­ti­on nicht recht zum Wahl­spruch pas­sen woll­te, da erwar­te­te der Diri­gent bei den Kon­zert-Vor­be­rei­tun­gen von sei­nem Cou­sin Chris­ti­an, dass er das the­ma­tisch bei­biegt: „Du machst das schon.” Da muss­ten dann wie beim Ralph-Ford-Arran­ge­ment „Tota­ly Tina Tur­ner” Goog­le und Fach­li­te­ra­tur hel­fen. Und da zum Stück kein äqui­va­len­ter Cock­tail zu fin­den war, wur­de an der Bar links an der Büh­ne live eben schnell einer kre­iert. Als Test­per­son deu­te­te Chris­ti­an Massoth Bür­ger­meis­ter Jür­gen Hoff­mann her­aus, der pro­bier­te und auf­rich­tig bewer­te­te: „Per­lig – aller­dings kommt das Whis­ky-Aro­ma zu stark durch.

Bei so viel Mot­to, Enter­tain­ment und zuneh­mend feucht-fröh­li­cher Rah­men­hand­lung mit knal­len­dem Kon­fet­ti-Regen am Schluss trat die Musik stel­len­wei­se fast ein wenig in den Hin­ter­grund.

Sie war pas­sa­gen­wei­se oder kom­plett am bes­ten, wenn auch sie per­len durf­te. Wenn sie schun­ke­lig schwo­fig, süf­fig schmis­sig, sprit­zig und/oder zackig sein soll­te. Wie teil­wei­se etwa bei Leo Deli­bes „March and Pro­ces­si­on Bac­chus” zum Auf­takt des augen­zwin­kernd alko­ho­li­schen Abends. Oder – in vol­lem Umfang und sich stei­gernd – bei Rudolph Toombs „Cugat’s Cock­tails” und dem Marsch „The Cos­mo­po­li­tan” von Uwe Krau­se-Lehnitz nach der Pau­se.

Über­haupt wirk­ten Diri­gent wie Orches­ter in der zwei­ten Halb­zeit ins­ge­samt ent­spann­ter und tem­pe­ra­ment­vol­ler als im ers­ten Kon­zert­teil. Mit­un­ter fast ent­hemmt, so, als ob auch die Aus­füh­ren­den ab und zu an Cock­tails genippt hät­ten – was nicht der Fall war. Schließ­lich waren die musi­ka­li­schen Gäs­te von René Franks Brass­band der Georg-Büch­ner-Schu­le Jüges­heim, die nach der Pau­se für „Hava­na” auf die Büh­ne kamen, min­der­jäh­rig. Ob es die grö­ße­re Mas­se an Musi­kern aus­mach­te oder dass eini­ge von ihnen nun zu zweit auf Büh­nen­stüh­len saßen, auf jeden Fall ent­wi­ckel­te sich das Matt-Cona­way-Arran­ge­ment des berühm­ten Pop­songs zum abso­lu­ten Höhe­punkt des Kon­zerts.

„Zwei Klang” groov­te hier ulti­ma­tiv. Qua­li­ta­tiv knüpf­te da in der ers­ten Halb­zeit Vin­cent You­mans „Tea for Two” naht­los an. Locker durch­groov­te das Orches­ter die­sen leicht­fü­ßi­gen Swing. Klas­se, bei­des!

Breit ange­legt der cho­ral-arti­ge Kon­tra­punkt zu all dem Beschwips­ten, das Wil­ly-Haut­vasts-Arran­ge­ment von „Drink to Me Only with Thi­ne Eyes”. Nach die­sem besinn­li­chen Inter­mez­zo war bis zum Fina­le, „Tequi­la” von Chuck Rio, wie­der Spaß ange­sagt.

Auf die­ser Stü­cke-Stre­cke zu nen­nen noch: das Arran­ge­ment von Alfred Reed, „My Fair Lady”, „Cha-Cha – Cuba Lib­re” von Gün­ter Noris und Chris­ti­an Massoths Bru­der Felix als Kaf­fee­tas­sen-Vir­tuo­se in Ted Hug­gens „Cof­fee Sere­na­de”. Abschlie­ßend: zwei Zuga­ben, zwei ste­hen­de Ova­tio­nen.

Der Orches­ter­sound, vom „Event­werk Rod­gau” aus­ge­pe­gelt: trans­pa­rent und aus­ge­spro­chen ange­nehm. Und die Mode­ra­to­ren-Leis­tung? Sie war freund­lich, sym­pa­thisch, char­mant und gelun­gen.

VON MANFRED MEYER